Teure Kabel – Sinn oder Unsinn

Meinung

Immer wieder staune ich, wenn ich an den Schaufenstern von Hifi-Läden vorbei komme und dort daumendicke Cinchkabel  und extrem teure Netzleisten für exorbitante Preise sehe. Macht das bei einer Stereoanlage Sinn? Ich meine: Nein! Erwarten die Menschen, die sowas kaufen, eine grosse klangliche Verbesserung ? Das ist recht schräg, denn die meisten Stereoanlagen haben, im Vergleich zur Studio – und Bühnentechnik, eine sehr kurze Verkabelung. Darüber hinaus sind die Anlagen meistens in einer recht störarmen Umgebung aufgebaut. Auf Bühnen und in Studios gibt es dagegen zahlreiche Störquellen, z.B. durch die Dimmer der Beleuchtung, gegen die wir unsere wertvollen, kleinen Mikrofonsignale  mit symmetrischer Technik oder digitalen Verbindungen schützen müssen.

Verluste, die theoretisch durch Kapazität und Kabelwiderstand einer Leitung auftreten, sind im Heimbereich insgesamt so vernachlässigbar klein, dass man die Erwartung einer „Verbesserung“ durch dicke und teure Kabel getrost ins Reich der Märchen und der Illusion einordnen kann. Hauptsächlich wird der Händler eine Verbesserung spüren – in seiner Kasse.

Bei den meisten Stereoanlagen ist aus meiner Toningenieursicht gerade nicht die Elektronik und die Verkabelung der Geräte untereinander das Problem, sondern die Raumakustik und die Aufstellung der Lautsprecher. Der größte klangliche Gewinn für wenig Geld lässt sich also durch akustische Verbesserung des Wiedergaberaums und eine korrekte Aufstellung der Lautsprecher erzielen.